Was ist Crowdinvesting überhaupt?

Crowdinvesting ist eine relativ neue Finanzierungsform, welche oft von Startups, aufgrund diverser verschärfter Regulierungen jedoch mittlerweile auch von etablierten Unternehmen genutzt wird, um an Kapital für Projekte oder zB auch für weiteres Wachstum zu kommen.

Hier soll ein Überblick gegeben werden, was Crowdinvesting ist, welche Vorteile es für Anleger und Unternehmer bietet und wie das Ganze rechtlich und steuerlich aussieht.

Crowdinvesting, Crowdfunding, Unterschiedliche Begriffe – ein Ziel!

Crowdinvesting ist eigentlich eine Form des Crowdfunding – was wiederum ursprünglich zu dem Zweck erfunden wurde, Spenden zu sammeln um zum Beispiel Projekte zu realisieren oder gemeinnützige Institutionen zu unterstützen. Eine Gegenleistung wird beim herkömmlichen Crowdfunding nicht erwartet, wenn man aber zum Beispiel für irgendeine Erfindung oder einen Prototyp Geld spendet, erhält man oft das entwickelte Produkt günstiger oder hat ein Vorkaufsrecht um das Produkt als einer der ersten kaufen zu können (das bekannteste Beispiel für so eine Crowdfunding-Plattform ist wohl Kickstarter).

Crowdinvesting wiederum bietet potenziellen Unterstützern bzw. Investoren eine Gegenleistung und zwar entweder in Form von Zinsen oder in Form von Unternehmensanteilen bzw. Beteiligung am Gewinn der Unternehmen.

Die in Österreich und Deutschland am weitesten verbreitete Form des Crowdinvestings ist das sogenannte Crowdlending.
Dabei geben die Investoren dem Unternehmen ein qualifiziertes Nachrangdarlehen, das bedeutet, dass im Falle einer Pleite des betroffenen Unternehmens, diese Forderungen nachrangig behandelt werden. Gläubiger die im ersten Rang stehen (also zumeist Banken, Lieferanten etc.) bekommen zuerst Geld aus der Insolvenzmasse und erst wenn dann noch Kapital vorhanden ist, werden auch die nachrangigen Forderungen anteilsmäßig bedient (meist bleibt hier aber nichts mehr oder nur sehr wenig übrig). Diese Form der Finanzierung wird beim Crowdinvesting meist bei Immobilienprojekten verwendet. Hier sollte man vor allem auf die Zahl der realisierten Projekte der jeweiligen Gesellschaft schauen bzw. wie lange das Unternehmen schon am Markt aktiv ist. Ein weiteres Indiz um sich für ein Investment zu entscheiden könnte zum Beispiel die Anzahl der bereits verwerteten Einheiten sein, da dann auch je nach Baufortschritt Zahlungen der künftigen Eigentümer erfolgen und so ein eventueller Liquiditätsengpass des Projektentwicklers minimiert werden kann.
Die Darlehen haben meist eine fixe Laufzeit zwischen 1 und 5 Jahren und der Investor erhält dafür je nach Bonität des Unternehmens Zinsen zwischen 3 und 8 % p.a.

Eine weitere Art des Crowdinvestings ist das Equity-based Crowdinvesting.
Hier vergibt der Investor ein partiarisches Nachrangdarlehen, welches, wie der Name schon sagt, ebenfalls nachrangig behandelt wird. Der Unterschied zum Crowdlending besteht darin, dass man hier meist eine geringere fixe Verzinsung erhält aber zusätzlich am Gewinn des Unternehmens beteiligt ist. Ist das Unternehmen also erfolgreich, so könnte die Verzinsung auf das eingesetzte Kapital noch höher als beim Crowdlending ausfallen. Das Risiko ist aber hier wohl auch höher, da mit diesem Modell meistens Startups finanziert werden und erfahrungsgemäß bis zu 80% der Neugründungen in den ersten drei Jahren scheitern. Ein Indiz, welches Startup erfolgreich sein wird, gibt es leider nicht – es wird aber von den meisten Plattformen schon vorher das Konzept bzw. bisherige Zahlen, Businessplan usw. untersucht, da auch eine Plattform ihren Ruf bei einigen Pleiten schnell verlieren kann. Bei Startups kann man aber im Endeffekt nur nach dem Bauchgefühl gehen, wenn man davon ausgeht, dass sich die Firma mit ihrem Konzept und ihren Produkten durchsetzen wird und auch ein fähiges Management dahinter steht.

Wie funktioniert Crowdinvesting – Crowdfunding Plattformen

Es gibt im Internet diverse Plattformen, welche quasi als Vermittler zwischen Unternehmen und Investoren auftreten, eine Übersicht über die bekanntesten Crowdinvesting-Plattformen Österreichs findest du HIER.

Crowdinvesting funktioniert also im Prinzip ganz einfach, die Unternehmen, welche eine Finanzierung über Crowdinvesting überlegen, treten an die Plattformen heran, diese nehmen das Unternehmen betriebswirtschaftlich unter die Lupe und sollte  das Unternehmen den Standards der jeweiligen Plattform entsprechen, so wird das gewünschte Projekt von der Plattform online gestellt, wo es dann den potenziellen Investoren präsentiert wird. Diese entscheiden dann, ob das Projekt dem jeweiligen Risikoprofil entspricht und ob sie das Projekt überzeugt um darin zu investieren.

Eine Investition ist bei den meisten Plattformen bereits ab 250 EUR möglich, manche Plattformen haben aber auch 1.000 EUR oder sogar nur 100 EUR als Mindestinvestitionssumme. Bei Crowdplanet siehst du auf der Startseite bei den unterschiedlichen Projekten auch gleich, welche Mindestinvestitionssumme von der jeweiligen Plattform verlangt wird.

Warum finanzieren sich Firmen über Crowdinvesting?

Aufgrund gesetzlicher internationaler Vorschriften wird es für Banken trotz der Niedrigzinsphase mit Strafzinsen usw. immer schwerer, Kredite an Unternehmen zu vergeben, wenn sie nicht gewisse Eigenkapitalquoten oder sonstige Kennzahlen erfüllen. Selbst wenn die Bank der Firma eine positive Bonität und Rückzahlungsfähigkeit bescheinigt, ist es oft eine einzige Zahl, die sie von rechtlicher Seite daran hindert, die Finanzierung zu vergeben.

Zudem haben Firmen – insbesondere Immobilienentwickler – oft einige Projekte auf einmal oder in kurzen Abständen in der Pipeline und können diese aber nur allesamt realisieren wenn sie auch Kredite von den Banken bekommen. Diese bekommen sie wiederum nur, wenn sie einen gewissen Anteil an Eigenkapital vorweisen können. Und hier kommt Crowdinvesting ins Spiel: Die nachrangigen Darlehen werden von Banken wie eine Art Eigenkapital gesehen, da ja die Bank ihre Forderungen vor den nachrangigen Geldgebern erhält. Für den Unternehmer hat das gleich drei Vorteile – er kann mehr Projekte gleichzeitig in Angriff nehmen und sich mit einer vermeintlich „starken“ Eigenmittelausstattung sogar bei den Banken bessere Konditionen für die Finanzierung aushandeln. Der dritte große Vorteil besteht darin, dass er sein Projekt mit der Crowdinvesting-Kampagne gleich kostengünstig bewerben kann und eventuell dort Interessenten oder sogar Käufer für seine Wohneinheiten findet!

Hier ein Beispiel wie sich Crowdinvesting für einen Immobilienentwickler rechnen kann:

Eine Immobilienfirma möchte ein altes Zinshaus kaufen und dieses renovieren bzw. den bisher nicht genutzten Dachboden ebenfalls zu Wohnungen ausbauen und anschließend gewinnbringend veräußern. Gleichzeitig ergibt sich für die Firma auch die Möglichkeit, ein ideales Grundstück für ein zukünftiges Bauprojekt zu erwerben. Das Zinshaus kostet 4 Mio. EUR, der Grund kostet 1 Mio. EUR. Der Cash-Bestand der Firma beträgt 800.000 EUR. Die Bank würde beide Projekte finanzieren, verlangt jedoch jeweils 20% Eigenmittel. Insgesamt benötigt die Firma also 1 Mio. EUR. Mit dem Cash der Firma würde sich jedoch nur das Zinshaus finanzieren lassen, auf den tollen Grund müsste sie vorläufig verzichten und könnte ihn erst nach der erfolgreichen Entwicklung und Vermarktung des Zinshauses kaufen. Bis dahin hat aber vermutlich schon ein Konkurrent das tolle Grundstück weggeschnappt. Man entscheidet sich also für eine Finanzierung über die Crowd um die benötigten 200.000 EUR einzusammeln und beides kaufen zu können. Für die 200.000 EUR kann man bei einer Laufzeit von 3 Jahren einen attraktiven Zinssatz von 7% pro Jahr vergeben, da die restlichen 4,2 Mio. EUR von der Bank zu einem sehr geringen Zinssatz finanziert werden. Nach Ablauf der 3-jährigen Laufzeit ist das Zinshaus bzw. die Wohneinheiten mit einem schönen Gewinn bereits verkauft, man kann damit die Zinsen der Crowd-Investoren bedienen und auch das neue Bauprojekt ist bereits in Arbeit, welches wieder einen ordentlichen Gewinn bringen wird.

Man benötigte lediglich 4 % der gesamten Projektsumme (200tsd von 5 Mio.) aus Crowdinvesting, der Rest wurde mit „richtigem“ Eigenkapital bzw. einem klassischen Bankkredit finanziert. Es ist also keineswegs so, dass Firmen Crowdinvesting als alleinige Finanzierung wählen, da dafür auch die Zinsen viel zu hoch wären, vielmehr wird Crowdinvesting als sinnvolle zusätzliche Ergänzung eingesetzt.

Der rechtliche Rahmen

Die rechtliche Grundlage für Crowdinvesting bzw. die Spielregeln für Emittenten und Investoren wurden in Österreich im Juli 2015 durch das neu beschlossene Alternativfinanzierungsgesetz geschaffen. Darin ist unter anderem geregelt, dass österreichische Plattformen auf das Risiko dieser Investitionsart explizit hinweisen müssen und dass Anleger für einzelne Projekte maximal 5.000 EUR investieren dürfen, es sei denn, sie geben bekannt, dass sie maximal 10 % ihres Finanzanlagevermögens investieren oder sie höchstens das Doppelte des durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens über zwölf Monate gerechnet investieren.

Die Rechte eines Crowd-Investors in Deutschland sind seit dem 10. Juli 2015 durch das Kleinanlegerschutzgesetz geschützt.

Das Risiko beim Crowdinvesting

Natürlich ist eine Investition in Crowdinvesting nicht risikolos, denn ohne Risiko bekommt man in der derzeitigen Marktphase so gut wie keine Zinsen und man verliert aber am Sparbuch & Co. aufgrund der Inflation ganz sicher Geld. Das Geld nur am Sparbuch liegen zu lassen, ist also auch keineswegs so „risikolos“ !

Die sogenannte Risikostreuung ist bei der Geldanlage allgemein, aber auch gerade beim Crowdinvesting extrem wichtig. Man darf zwar wie oben beschrieben als Privatanleger rechtlich max. 5.000 EUR oder sogar mehr in ein Projekt stecken, wenn aber gerade dieses eine Projekt scheitert, so ist das Geld verloren! Steckt man jedoch stattdessen in 20 unterschiedliche Projekte jeweils 250 EUR, so ist das Risiko entsprechend aufgeteilt und die Wahrscheinlichkeit, dass alle 20 Projekte scheitern ist entsprechend geringer. Eine schöne Beispielrechnung wie man Crowdinvesting sinnvoll in seine Geldanlage integrieren kann und selbst beim Scheitern einiger Projekte trotzdem noch mehr verdient als nur auf dem Sparbuch findest du auf dem Geldhamster-Blog.

Steuern beim Crowdinvesting

Natürlich möchte, wie überall wo Geld verdient wird, auch der Fiskus seinen Anteil mitschneiden. 
Welcher Steuersatz für die verdienten Zinsen gültig ist, hängt von der Form des Crowdinvestings ab:

Ist man über ein Equity-based Crowdinvesting bei einem Unternehmen investiert, so unterliegen die Einkünfte der so genannten „Wertpapier-KESt“, was einen Steuersatz von 27,5 % bedeutet.

Hat man jedoch ein nachrangiges Darlehen in Form von Crowdlending erworben, so kommt es zuerst darauf an, ob man eine Einkommenssteuererklärung abgeben muss oder nicht. Ist man einkommenssteuerpflichtig (also hat außer  einer unselbständigen Tätigkeit noch weitere Einkünfte, welche zu versteuern sind), so sind Zinsen aus Crowdlending dort auch anzugeben und werden nach Tarif versteuert. Musste man das bisher nicht machen (hat also nur Einkünfte aus nicht selbständiger Arbeit), so hat man gemäß §41 Abs.1 Z1 EStG einen Freibetrag von 730 EUR pro Jahr, bevor man eine Einkommenssteuererklärung machen muss.

Für deutsche Investoren gelten wieder andere Regeln:

Erträge aus stillen Beteiligungen und Nachrangdarlehen gelten als Kapitaleinkünfte und unterliegen der Abgeltungssteuer von 25% (zzgl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag).

Diese Steuerinformationen sind aus diversen Internetseiten recherchiert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Gültigkeit – für die jeweilige persönliche Steuersituation ist immer ein Steuerberater oder das Finanzamt zu kontaktieren!